Swiss Irontrail 2012

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T141 am 06.07.2012

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Auf geht's das letzte Verpacken des Equipments, ich bin bereit
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Noch ein letzer Feinschliff am Rucksack nebst Inhalt
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Irontrail ich komme!

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So gegen 15:20Uhr mache ich mich dann auf den Weg zu Start.
Es ist trocken, aber der Himmel ist voller Wolken. Das Wetter ist nicht planbar.
Im Zelt machen auch die anderen Starter sich rennfertig.
Der Wetterbericht den wir erhalten ist der selbe, wie beim T201.
Wenig Regen und morgen wird es besser, wer's glaubt.
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Noch ein letzes gemeinsames Foto
Die Nationalhymnen der drei teilnehmerstärksten Nationen
Italien, Deutschland, Schweiz werden gespielt und alles begibt sich in den Startkanal.
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Noch ein wenig Smal-Talk

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Wenige Minuten noch bis zum Start und es beginnt zu regnen, so viel zum Wetterbericht.
Ich wechseln noch mal die Kleidung, Regenjacke an, Armlinge in den Rucksack.
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Die Stöcke werden gezückt.
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Dann um 21:00Uhr startet auch endlich der T141, mein Lauf.
8 Monate Vorbereitungen sind vorbei und endlich kann ich sehen, ob sie richtig waren.

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Da es direkt leicht bergan geht starten alle in lockerem Tempo
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der Regen wird nicht weniger, und das Licht schwindet (Sorry wegen der Fotos)
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Ein letzer Gruß, wir sehen uns Samstag Nacht, oder am Sonntag in Chur
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So entschwindet auch unser Feld im letzten Tageslicht.

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Vom Start an ist das Wetter beim T141 schlecht. Regen und dazu schnell schwindendes Tageslicht. Leider wirkt sich das auf die "Fotos" aus. Eigentlich liefere ich solche Qualität nicht ab, aber weil der Lauf schon endete, bevor das Tageslicht wieder Fotos zu lies habe ich diesmal die schlechten Bilder online gestellt. Sonst wäre mein Bericht nur in Worten zu sehen.
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Wir verlassen Pontresina bei "leichtem" Regen.
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Rund um uns herum sind alle Gipfel durch Regenwolken verdeckt.
Nachdem wir Pontresina verlassen haben laufen wir in Richtung St. Moritz. Die Strecke ist mit kleinen rot/silbernen Fahnen gekennzeichnet, die an metallischen Stäben in ca. 1m Höhe angebracht sind. Das Tageslicht schwindet rasch und die ersten 80 Höhenmeter sind zu absolvieren. Zeit zum warmwerden bis wir nach knapp 3 Kilometern den Lej Da Staz passieren.
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Vom Lej Da Staz leitet uns der Weg zum St. Moritzer See, den wir bei km 5 erreichen. Bis Kilometer 7 umrunden wir ihn teilweise. Der Regen nimmt zu und in St. Moritz ist es bereits stockdunkel. Die Markierung der Strecke entspricht nicht der Route, die mein Navi mir anzeigt. Und wir finden den Weg durch die Stadt, obwohl neben ein paar Trassierbändern in rot-weiß auch etliches vom Sponsor verwendet wurde. Diese ist schwarz mit oranger Schrift, eine Auswahl die bei schlechtem Wetter in der Nacht nicht gerade ideal erscheint. Aber noch ist alles gut und wir durchqueren St. Moritz. Das Feld hat sich bereits weit auseinandergezogen und ich bin im letzen Drittel unterwegs. Aber mir erscheint der Speed der meisten für den Anfang zu hoch, denn ich bin mehr als einen Tag ununterbrochen unterwegs und da ist es wichtig gleichmäßiges Tempo zu "laufen" und nicht wichtige Energie auf den ersten Kilometern zu verschießen. Ich bin mir sicher, dass meine Taktik aufgeht und ich etliche wieder sehen werde, wenn ich sie passiere.
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Selbst mit Straßenbeleuchtung bleibt es dunkel
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Bereits in St. Moritz wird der lauf anders als erwartet. Hunderte Treppenstufen sind zu erklimmen, irgendwie war mir das bei der Streckeninformation entgangen. Treppensteigen hatte ich weniger trainiert. Aber dennoch 150 Höhenmeter später sind wir aus dem Kern des Ortes heraus. In Serpentinen windet sich die Straße weiter nach oben. Erste Orientierungsprobleme mit dem schwarz/orangen Trassierband machen sich bemerkbar, aber noch findet die "Herde" den Weg. Unter uns ist der Ort, quasi als letze Spur der Zivilisation in der Nacht zu sehen.
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2km mit 300 Höhenmetern, das ermöglicht den Blick von oben
Dann knapp oberhalb der 2000m Höhe erscheint Licht vor uns und eine Menge Läufer und Helfer sind zu sehen. War hier etwa nach 8,6km schon eine Verpflegungsstelle? Kann ich mich nicht daran erinnern. Die erste solle doch auf dem Piz Nair sein. Ich komme näher und werde von den Helfern informiert, dass das Rennen unterbrochen wurde. Keiner darf mehr weiter. Wir sollen erst mal alle hier bleiben und warten. Es bildet sich ein große Gruppe und wir diskutieren. Was ist los? Ich nutze die Gelegenheit ein Gel zu nehmen und etwas zu trinken. Wie lange werden wir hier warten müssen. Was ist mit den Zielzeiten die wir einhalten sollen. Es gibt angenehmeres als bei Regen im Freien zu stehen, denn geschwitzt haben wir trotz knapp 10 Grad Außentemperatur alle schon und jetzt wir es langsam aber sicher kalt. Ich sollte eventuell etwas an weiterer Kleidung anziehen, falls wir hier lange warten. Hier an der Bergbahnstation Chantarella bin ich vor wenigen Tagen von einer Zahnradbahn in die andere umgestiegen, da war die Wartezeit angenehmer und der Aufstieg schneller und gemütlicher.
Chantarella

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Ich bin noch ganz in Gedanken, als das Signal kommt: Gleich geht es weiter. 5 bis 10 Minuten rumgestanden, kam wir länger vor. Alles zieht wieder los und der erste Trailweg beginnt. Wir die Perlen auf einer Kette ist das Feld aufgereiht. Alle vorher erzielten Abstände sind wieder dahin. Da der Weg enger ist, Wurzeln und Steine, so wie jede Menge Matsch darauf sind und uns viel Wasser entgegenläuft wird es unharmonisch. Immer wenn voraus einer mal wegrutscht, oder einen sichern Tritt sucht staut sich dahinter alles auf. Ein Ziehharmonika- Effekt tritt auf. Das kostet Kraft, denn nichts ist schlimmer, als wenn man am Berg nicht den eigenen Rhythmus laufen kann. Nach vorne aufpassen, immer wieder stoppen, selber den Tritt suchen, von hinten drängeln andere, aber passieren ist kaum machbar. Also ist jeder etwas unzufrieden, es ist schließlich Wettkampf und jede "Sekunde" die hier verloren geht kommt nicht mehr wieder.
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Fango ist den Beinen sicher, bei dem Schlamm
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Entlang der Bahnlinie windet sich die Strecke in Serpentinen in Richtung der Corviglia-Station. Wir unterqueren die Zahnradbahn durch ein Viadukt. Eine Streckenmarkierung zeigt uns den Weg. Mittlerweile sind wir auf 2150 Metern angekommen und haben 10 Kilometer Distanz hinter uns gebracht. Laut Plan noch 6 Kilometer bis zum Gipfel am Piz Nair. Trotz dem miesen Wetter ist mir warm und ich bin zuversichtlich, der Gipfel ist mir sicher. Bei Kilometer 13 Erreiche ich die Station Corviglia auf 2486m. Es ist 23:05Uhr. Wieder sehe ich Licht und einige Teilnehmer in der Station. Aber die wechseln nur Kleidung oder verzehren eigenen Proviant. Also weiter. Hier mache ich meinen ersten Orientierungsfehler. Durch das Licht und die vielen anderen achte ich nicht auf mein GPS, sondern folge der Herde, wenn auch etwas verwundert bergab. Wieder ein andere Route, so denke ich. Es macht Spaß Gas zu geben und die Beine rollen flott bergab.
Nach knapp 500 Metern und 80 Meter tiefer ohne Streckenmarkierung bin ich unsicher, ob ich richtig bin. Auch andere denken wohl so, denn mir kommt eine Gruppe von 8 Teilnehmern entgegen. Wir diskutieren, wo es lang geht. Endlich schaltet sich mein Gehirn wieder ein und ich sehe auf mein GPS. Wir haben den falschen Weg genommen. Von der Station ging es nicht auf dem gleichen Weg weiter, sondern wir mussten sie umrunden und auf der Rückseite der eigentlichen Route folgen. Das hätte der Helfer an der Station ja auch mal sagen können, das wir alle falsch gelaufen sind. Mit jetzt fast 20 Teilnehmer steigen wir wieder die 80 Höhenmeter nach oben. Ein Blick auf mein GPS zeigt den richtigen Weg. Und endlich hinter der Station wieder ein Fähnchen, hier geht es also weiter. Na denn auf zum Gipfel.
Aber das hatte ich nur gedacht. Jetzt kommt auf einmal ein Helfer angerannt. Er hat wohl unsere Lampen gesehen und er ruft uns zu: "Hier bleiben, keiner darf weiter, der Gipfel ist gesperrt!"
Na toll, hätte ich mich doch nicht verlaufen, dann wäre ich schon weg gewesen.
Also um 23:20Uhr rein in die Station und wieder warten.
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Es stellt sich heraus, dass es auf dem Gipfel schneit und Temperaturen um die 2 Grad herrschen. Es erscheint dem OK zu gefährlich dort hinauf zu steigen und wieder auf der anderen Seite herunter zu laufen. Wir erhalten diesmal sogar Decken, damit wir nicht zu sehr frieren. Nach ein paar Minuten erhalten wir die Information, dass es wohl so in 15-20 Minuten hinter einem Jeep weiter gehen soll. Wir sollen den Piz Nair umrunden und dann wieder auf der originalen Route herauskommen. Also, dass beste daraus machen. Ich nutze, wie einige andere die Gelegenheit in der Station noch einmal eine Toilette aufzusuchen. Ich trinke meine Trinkflasche leer und fülle sie mir Wasser aus dem Wasserhahn wieder auf. Gewicht ist egal der Weg kann noch lang werden. Aus meinem Rucksack entnehme ich frische und trockene Kleidung. Ich wechsele mein Unterhemd und ziehe mir ein Radtrikot darüber. Darauf kommt die Regenjacke und mir ist wieder warm. Unten herum bleibe ich bei Kompressionstrümpfen und einer 3/4 Hose. Auf Grund des steten Regens ziehe ich aber noch eine Wasserabweisende lange Hose darüber an. So bin ich schon bei Minus 16 Grad gelaufen, da wird es mir hier auch nicht kalt werden. Ich bin zuversichtlich, denn ich habe immer noch meinen vorgeschriebenen gummierten Nässeschutz (Jacke mit Kapuze und lange Hose) komplett im Rucksack, was soll mir da schon passieren.
Ich setzte mir meine Kappe auf und bringe meine beiden Lampen wieder an. Das brachte mir bereits am Start einige lachende Gesichter ein. Aber es macht aus meiner Sicht Sinn. Die Lenser dient mir beim Aufstieg als Licht. Sie hat eine lange Laufzeit und leuchtet ca. 5 Meter sicher und gut aus. Die zweite Lampe ist wie ein Flutlicht. Sie hat 1600 Lumen und leuchtet auf der kleinsten Stufe bis zu 30 Meter weit und 5m Breit alles Taghell aus. Den Cree-LED's sei Dank. So bin ich bergab und im flachen immer in der Lage vorausschauend zu laufen, was bei diesem Wetter sicher nicht schadet. Einziger Nachteil, der Accu schafft nur 4-5 Stunden, daher nehme ich die Lampe nicht bergauf. So sollte sie die erste Nacht durchhalten und in einer zweiten Folgenacht werde ich eh nicht mehr so schnell laufen und die Lampe daher am Tage in eines meiner Depots wegpacken, so der Plan.
Der Jeep kommt und ich ziehe mir noch meine Handschuhe an.
Nach einer Pause von 20 Minuten geht es flott dem Jeep hinterher, der auch nicht lange wartet, sondern direkt los eilt. Es geht den Weg, den ich bereits kannte wieder herunter. Steil geht es fast 300 Höhenmeter hinunter. Dichter Nebel kommt auf und der Jeep ist nicht mehr zu sehen. Hoffentlich ist der nicht abgebogen, denn auch GPS-Tracks nutzen wenig, wenn man die Original- Route nicht mehr verwenden kann. Wir kommen unter die Nebelbank, gerade rechtzeitig, denn 50m voraus ist der Jeep an einer Weggabelung nach links abgebogen. Ein Helfer ist außerhalb und ruft uns zu, nach rechts und folgt den Wanderschildern zu Alp Suvretta. Eine einzelne Wegmarkierung ist auch bereits angebracht und so machen wir uns als Gruppe auf den Weg.
Ich nutze, wie bereits beim Abstieg mein "Flutlicht" und irgendwie will mich keiner überholen.
Wir passieren el paradiso, was mir heute Nacht nicht wie eines erscheint. Weiter geht es immer geradeaus und nach knapp zwei Kilometern erreichen wir bei km 18 die Alp Suvretta. Dort steht ein weitere Posten der uns zuruft: "Immer dem Weg folgen, es gibt nur den einen!".
In der Gruppe flachsen bereits alle, ja ja nur den einen Weg. Das stimmt in den Alpen nie!
Und genau so kommt es dann auch 200 Meter weiter und 50m tiefer kommt eine 160Grad Kurve.
Keine Schilder, keine Markierungen. Der Hauptweg macht den Bogen und geht hinunter, ein kleiner Trail geht aber bergauf und geradeaus. Wir versuchen nach hinten zu rufen, man soll noch mal nachfragen was der Posten meinte. Aber im Regen kommt die Info oben nicht an und auch die Sprachen der folgenden Teilnehmer mit Englisch und Italienisch machen es nicht leichter.
Schon stehen wir wieder mit 8 Leuten zusammen. Die Mehrheit entscheidet dem Hauptweg erst mal zu folgen, denn es hieß ja: "Immer dem Weg folgen". So viel zu dem "einen" Weg.
Knapp 200 Meter weiter und weiter 50m tiefer kommt erneut eine Weggabelung, diesmal mit Wanderschildern. Unser Weg geht nach St. Moritz und Champfer, das ist niemals richtig.
Der Abzweig geht nach Bunarivo, wo ist das?? Also Karten und GPS-Geräte raus und suchen.
Karte und Kompass erweisen sich als wenig hilfreich, falscher Maßstab der Karten, abseits der Route. Laminierte Karte im Regen reflektieren auch zu stark, nicht laminierte sind schnell nass und dann unbrauchbar bei dem Regen. Zu zweit hantieren wir an unseren GPS-Geräten.
Elke neben mir, erfahrene Trailerin (Transalpine, Zugspitzlauf...) und ich erweitern den Sichtbereich immer weiter. Bei einem Bereich von 5km sieht man zwar die Wege nicht mehr, aber wir entdecken den originalen Track genau hinter uns und deutlich über uns.
Also, wenn wir den Berg umrunden sollen kann es nur in die Richtung gehen.
Also kehrt und an der Spitzkehre dem schmalen Trail folgen. Das machen wir und andere folgen uns, oder sind bereits vor uns da hinauf. Um 0:30Uhr bei Kilometer 19 geht es also wieder einmal steil bergauf. Wir sind jetzt bei 2190m und es geht wieder einmal auf schlammigen Pfaden weiter. Wasserlachen und kleine Rinnsale kommen uns auf dem Weg entgegen. Gut, dass ich meine Walkingstöcke habe, denn der Schlamm ist ein echtes Problem. Wir klettern teilweise über Felsen, queren reißende Bergbäche auf rutschigen nassen Holzplanken, dazwischen immer wieder steinige Abschnitte und Regen, Regen, Regen. Hier werden echte "Körner" verschossen.
Trotz Herdentrieb und Gipfelfieber schaltet sich mein Gehirn ein und sagt mir, die haben euch durch diese Route am Verpflegungspunkt vorbeigeleitet. Es gibt erst bei km 28 der originalen Route wieder etwas, also 12km nach dem Piz Nair. Aber da wir noch immer jenseits der Route unterwegs sind kann das noch lange dauern. Also entscheide ich etwas zu essen und zu trinken. Da mir die Luft beim Aufstieg dazu fehlt und ich auch den Weg nicht aus den Augen lassen will mache ich eine kurze Pause. Ich werde von Elke passiert, die ich kurz zuvor überholt hatte.
Mittlerweile ist es 1Uhr und wir sind wieder auf 2430m. Nicht schlecht in der letzten halben Stunde 2 Kilometer Distanz und 240 Meter an Höhe gewonnen und das auf dem Untergrund.
Weiter geht es. Schneefelder, die durch den Regen vereist sind kommen und entgegen und mein GPS zeigt mir, dass wir in 700m wieder auf der original Strecke unterwegs sind. Hoch oberhalb uns leuchtet die Lampe der Gipfelstation des Piz Nair, wir sind also richtig. Doch dann gehen auf einmal alle Handys. Vor mir hinter mir, bei mir selber kommt eine SMS an. Das kann nichts gutes sein, denn bisher gab es unterwegs keine und im Vorfeld auch meist keine guten.
Und der Verdacht bewahrheitet sich.
"T201 und T141 sicherheitsbedingt abgebrochen. Kein Neustart".
So der Wortlaut der SMS

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Suvretta
Da stehst du also um 1:15Uhr nach 22km und 4:15 Stunden auf 2600m mitten im Schnee am Lej Suvretta. Rechts und links von dir die Gipfel der 3000er, aber eine SMS kommt an.
Es dauert zwar ein paar Sekunden, aber dir wird klar, das war es.
BEYOND THE LIMIT, wie wahr ist doch das Motte des Irontrails.
Alles vergebens, alles Training, aller finanzieller Aufwand, deine noch gute Form.
Wir sammeln uns und knapp 10 Personen fragen sich, was nun, wir sind mitten im Nirgendwo.
Aufsteigen zum Piz Nair, was wir ja nicht durften und dann eventuell wieder auf der anderen Seite herunter. Das sind noch mal 400 Höhenmeter, das wollen wir nicht.
Auf der originalen Strecke waren es bis hier ca. 18km. Es geht von hier etliche Kilometer bergab.
In 10km gibt es eine Verpflegung und weitere 8 km weiter folgt Bergün. Dort gibt es Essen, unser Depot mit trockener Kleidung und sogar Ruhequartiere. Wir sind alle noch fit, also ab dahin. Außerdem gibt es dort eine Zeitmessung, dann sind wir kontrolliert aus dem Rennen und OK und Angehörige wissen durch die Zeitmessung wo wir sind, guter Plan.
Wir machen eine Gruppenwanderung das macht auch Spaß.
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Der Regen hat uns nass gemacht, aber wir sind immer noch topfit
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Warm und trocken eingepackt und genug Verpflegung, das macht den Trail aus
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Ab hier leuchtet mein Flutlicht uns den Heimweg
Unser Plan war gut, aber das OK hatte andere Gedanken als wir. Unverhofft leuchtet vor uns eine Bodenhindernisleuchte auf. Daneben steht ein Helfer, der sich erst mal erkundigt, wie es uns geht. Auf die Antwort, dass es uns allen gut gibt erhalten wir die Anweisung nicht nach Bergün zu marschieren, sondern nach Bever. Where the f... is Bever? Folgt den Wanderwegen, so der Tipp, hatten wir das nicht schon mal? Aber zumindest sind wir erst mal wieder auf der original Strecke unterwegs, kann also nicht passieren. Alle die uns nachfolgen, so die Aussage sollen auf ihrem Weg, den sie gekommen sind wieder umkehren. Dass es bis Bever noch knapp 20 Kilometer sind erfahren wir leider nicht, ebenso wenig, wie den Grund des Rennabbruchs. Das Wetter sei schuld, so die Aussage. Na ja so schlimm war es dann auch nicht, das ist unsere Meinung.
Also auf nach Bever. Jetzt folgen alle meinem Flutlicht, ich bin also "The Leader Of The Pack".
Und bereits einen Kilometer weiter erweist sich die Lampe als goldrichtig. Da die offizielle Wegmarkierung eh nichts taugt folgen wir also den Wandermarkierungen, die aber auch nicht für Nachtwanderungen gedacht sind. Ein Bach, normalerweise knapp 1-2 Meter breit erweist sich als echtes Hindernis. Jetzt ist er 5 Meter breit und nur mit meinem Fernlicht kann man auf der anderen Seite die Markierung in 50m Entfernung erkennen. Also es nutzt nichts, denn trotz 50m auf und ab, es gibt keine Stelle um trocken zu queren. Mit den Beinen bis zur Mitte der Wade im Wasser geht es also hindurch. Erstaunlicher Weise waren meine Füße in Bever wieder trocken und ich hatte keine Blasen. Weiter auf dem Wanderweg, dem Wasser folgen passieren wir vereinzelte vereiste Stellen, Wasserlachen, Schlamm ist unser steter Begleiter. Aber dennoch wir sagen uns, bei normalem Wetter hier langzulaufen macht sicher "Bock". Heute jedoch wandern wir und das ist auch sicherer. Nach 5 Kilometern und einer weiteren Stunde trifft unsere munter plaudernde "Wandergruppe" wieder auf einen breiteren Weg. Wir sind auf 2130m heruntergestiegen und wieder einmal an einer Alp Suvretta (da soll einer wissen wo er lang muss). Noch immer sind wir auf der original Route unterwegs. Uns wird klar, dass wir auch jetzt nicht vergessen sollten zu essen und zu trinken und holen das nach. Auf einmal taucht Licht vor uns auf, eine 2er Gruppe von Fahrzeugen kommt uns entgegen, Offizielle. Wieder die Frage, ob wir noch weiter gehen können. Als Alternative wird uns ein Platz auf der offenen Ladepritsche des Jeep angeboten. Aber dazu sind wir zu stolz und außerdem ist uns jetzt endlich wieder warm, da wollen wir nicht nass im Fahrtwind sitzen. Auch ist der Komfort auf der ungefederten Ladefläche eines Jeep auf holprigen Bergwegen eher fragwürdig. Da auch nicht alle Platz gefunden hätten geht es also munter weiter in der Herde. Erstaunt nehmen wir zur Kenntnis, dass auf der Pritsche auch schon die bisher schon spärliche Wegmakierung liegt. Die wurde also schon beim hochfahren abgebaut, komische Vorgehensweise. Dem GPS und der Wanderausschilderung folgen erreichen wir eine weitere halbe Stunde und 3 Kilometer später den Abzweig bei Palüd Marscha auf 2020m gelegen. Dort wartet ein Samariter in seinem KFZ. Kurzer Blick, und durch die geschlossene Scheibe per Handzeichen kommuniziert. Wir haben 30 Kilometer hinter uns und sind topfit. Schade, dass wir nach Bever sollen, denn die 13 Kilometer nach Bergün hätten wir uns auch noch zugetraut. Da waren dann zwar noch mal 3-4 Stunden gewesen, aber bis 6 oder 7 Uhr das trauten wir uns doch noch zu. Aber die Anweisung, dass an jedem Kulminationspunkt nur noch herunter marschiert werden soll macht ja Sinn und auch wir folgen der Direktive, obwohl ein gewisser Reiz war schon da bis zur Zwischenzeit zu laufen. Schließlich wollten auch wir mal etwas an Proviant vom offiziellen Vorrat erhalten. Die folgenden Kilometer malten wir uns aus mit dem Gedanken an leckere Pasta, Sandwiches, Bündnerfleisch, Kaffee und Kuchen. Das wäre doch ein tolles Frühstück zum Abschluss gewesen. Na ja es wird schon etwas geben, denn am Abholpunkt sollen PKW's uns aufnehmen und die fahren uns sicher dahin wo es so etwas gibt. Parallel zu unserm Weg fließt die Beverin rauschen im Dunkel der Nacht. Der Regen hat ein einsehen und versiegt, der Vollmond erscheint zwischen Piz Muottas und Piz Spinas, die fast 800 Meter über uns trohnen. Da denke ich doch an den Film King Kong. Wir flachsen, ob der denn hier auch beheimatet sei, aber der Fluss und das kalte Wetter werden uns sicher vor einer Attacke bewahren. Im Schein meiner Lampe sehen wir bizarre Felsformationen im Fluss und auch auf dem Weg. Mit einer normalen Stirnlampe ist die Formation im Fluss nicht zu sehen, da sie knapp 50m entfernt ist. Ich leuchte sie aus und alle machen "ah" und "oh", wir haben sogar richtig Spaß auf unserem Weg. Aber auch der beste Spaß hat mal ein Ende.
An der Alp Spinas wird der Weg fast zu einer Straße und wir kommen uns vor, wie auf der Autobahn. Von hinten kommen der Samariter und kurz danach auch der bereits bekannte Jeep nebst einem weitern Fahrzeug, in dem bereits zwei Teilnehmer sitzen. Diesmal lassen sich leider zwei von unserer Gruppe erweichen und klettern auf die windige Pritsche. Die beiden verabschieden sich in englischer Sprache. Wir aber wollen auch die restlichen 3 Kilometer auf eigenen Beinen gemeinsam absolvieren und marschieren weiter. In einer halben Stunde erreichen auch wir Bever und beenden unsern Trip nach knapp 38 Kilometern um 4:15Uhr. Das war die gleiche Distanz, wie bis nach Bergün, wo ich kalkuliert um 6:00Uhr morgens sein wollte. So falsch war meine eigene Rechnung also gar nicht.
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Elke eine routinierte Trailläuferin war über Stunden eine angenehme Begleiterin

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Unser Weg bei SIT141
Route
Wettkampfanteil in blauer, Wanderteil in gelber Farbe dargestellt
In Bever warten bereits andere Teilnehmer auf ihren Abtransport. Wir greifen wir uns eine kleine Cola von der Ladefläche, mehr gibt's nicht. Noch schnell ein Foto und schon ab in die Fahrzeuge.
In nicht ganz vorschriftsmäßiger Beladung machen sich drei VW-Busse der Samariter auf den Weg nach St. Moritz. Dort sei in der Sporthalle alles gerichtet, um uns aufzunehmen. Es habe wohl einen Beinbruch unterwegs gegeben und etliche Teilnehmer mit Erfrierungserscheinungen und totaler Erschöpfung in Bergün, so erfahren wir. Daher sein das Rennen abgebrochen worden.
Halle
In St. Moritz sind bereits etliche Teilnehmer eingetroffen. Es gibt ein paar Decken, denn einige frieren wohl, da die Kleidung nass ist und die trockene Wechselkleidung im Depot unerreichbar ist. Es gibt heißes Wasser und Kaffepulver, noch dazu ein paar Feigen und wenig Schokolade. So viel zum tollen Essen. Eigentlich sollte doch hier auch schon der T201 seine komplette Verpflegung erhalten, inklusive Pasta. Das Gepäck ist doch auch noch hier. Wo ist das ganze Essen denn geblieben? Hatte die das garn nicht vor Ort, da der Lauf um 47 Kilometer verkürzt worden ist? Egal, nutzt nichts. Was mache ich nun mitten in der Nacht um 5 Uhr?
Erst mal Kaffee, der macht warm und dann den Zeitmesschip abgeben, den ich gar nicht benutzt habe. Um 6Uhr und um 8Uhr so steht zu lesen gibt es einen Zug nach Chur, wo das eigene Gepäck auf uns warten soll. Nutzt mir wenig, in nassen Klamotten und total eingesaut dahin?
Das will ich nicht. Nach Pontresina geht der Zug um kurz nach 6Uhr. Es sind knapp 3 Kilometer zum Bahnhof und die sollen wir zu Fuß gehen. Toll! Elke wartet auf ihren Ehemann, der mit dem Wohnmobil von Bergün auf dem Weg zu uns ist. Mit der selben SMS wie wir hatte er vom Rennabbruch erfahren und Elkes Kleiderbeutel abgeholt und sich dann zu uns auf den Weg gemacht. Erst gegen 4Uhr, da man ihm gesagt hatte man bringe uns ebenfalls nach Bergün.
Dankend nehme ich das Angebot der beiden an mich bis zu meinem Hotel zu fahren. Toll diese Solidarität unter Läufern und ihren Angehörigen.
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So stehe ich also um 6:15Uhr wieder vor unserem Hotel und kann Ellen, die bereits wach ist schneller wieder sehen, als erwartet. Ich dusche noch einmal und ziehe trockene und saubere Sachen an. Dann nachdem Ellen gefrühstückt hat, ich war ja schon abgemeldet machen wir uns so gemeinsam auf den Weg nach Chur, aber im eigenen Auto.

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Fortsetzung des Berichts