Mountainman Ultra |
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| Vorbericht | Vom Start bis Planplatten | Planplatten bis Glaubenbielen | | |
Ultra 80km Abschnitt km 46 bis Ziel |
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Nach einem letzten Blick zurück verlasse ich
Glaubenbielen, um das letzte Renndrittel unter die Beine zu nehmen. 9
Stunden bin ich schon unterwegs, aber ich bin noch fit und es wird
flacher. Endlich kann wieder mehr gelaufen werden. Das hochalpine Terrain habe ich erst mal hinter mir gelassen und es geht weiter in Richtung Sattelstock und Langis. Noch maximal 7 Stunden, dann liegt der längste heiße Lauftag hinter mir. Mehr als 25 Grad in dieser Gegend sicher auch eher selten, aber 2012 scheint das Jahr zu sein, wo die Alpen mir immer nur Extreme schenken. |
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Am Horizont ist das Tagesziel, der Pilatus wieder auszumachen, noch ein netter Weg dahin. |
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Der Weg ist zum Teil asphaltiert, was zwar den Füßen nicht gefällt, aber gut für's Tempo ist |
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Einzelne Bauernhöfe, zieren den Weg |
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Doch nicht ganz flach, der weitere Weg |
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Einige Bachläufe sind zu überqueren |
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Blick zurück in Richtung Glaubenbielen und Wilerhorn |
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You have to follow this road |
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Noch 30 Kilometer, aber dieses Tor bleibt mir nicht verschlossen, Racetime 9:30h |
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Tore können uns zwar bremsen, aber nicht aufhalten |
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Vom "Gipfel" gelingt der Blick in Richtung Sarner See |
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Ab durch die Wiese, der Gipfel lockt |
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Hochmoor voraus! |
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Und wieder überrascht der Mountainman. Nach einer längeren Passage auf fast normalen Wegen geht es ab mitten durch die Wiese, um danach kilometerlang das Hochmoor zu durchqueren. Ein waches Auge und gute Koordination sind gefragt, das Lauftempo sinkt dennoch. Aber als Entschädigung gibt es eine tolle Fauna und Flora, inklusive weidender Kühe. Das war übrigens die einzige Konstante von Start bis Ziel; Kühe, die die gute Alpenmilch produzieren. | |
Grandioser Anblick |
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Manchmal darf es auch ein wenig Fango sein |
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Moor mit Panoramablick |
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Der Weg ist steinig, wird aber bald wieder besser |
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Auch mal wieder ein wenig Schatten kurz vor dem Sattelpass |
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Da ist die Verpflegungsstelle am Sattelpass, km 53,4 |
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Folge dem Mountainmanschild! |
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Sattelpass |
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Einmal volltanken bitte, oder soll ich gleich einkehren? |
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Ein letzter Blick zum Sattelpass |
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Am Sattelpass erkundige ich mich, wie der Weg denn nun
weiter verlaufe, um das Zeitlimit auszuloten. Typische Antwort: Erst
geht es mal bergauf, dann...... Aber warum frage ich auch. Es heißt doch Mountainman, da kann es ja gar nicht flach weitergehen. |
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Der Weg Richtung Langis ist ein steiniger |
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Mountainman, oder The Rock |
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Und wieder wechselt das Landschaftsbild |
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Blick nach links |
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Blick nach hinten |
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Und das ist der Blick nach vorne, Motto: Such den idealen Weg |
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Mitten durch den Schießplatz, wenn das mal gut geht |
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sumpfige Pfade |
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Der Pilatus ruft |
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Wie bleibt man denn hier Schlammfrei? |
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Nach dem Motto, "das Moor hat sein Pflicht getan, das Moor kann gehen", folge ich der hervorragenden Ausschilderung und biege nach rechts ab, um Langis endlich zu erreichen. | |
Langis 50 Minuten, ich liebe Schweizer Entfernungsmessung, sollten wohl ca. 5km sein. |
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Hey, lasst mich durch, ich hab doch keine Zeit! |
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Rennpisten sind wohl immer abgesperrt |
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Der Abschnitt von hier bis nach Langis, hat es in sich. Sind zwar nur knapp 5 Kilometer, aber durchgehend Asphalt und fast komplett bergab. 250 negative Höhenmeter, das bedeutet erneutes Feuer für den Quadrizeps. Wir verlassen zudem das militärische Sperrgebiet und kommen wieder in Richtung Zivilisation. Kurz vor Langis beginnen zudem die letzten 20 Kilometer, also Gas. | |
Was für eine Strecke für ein Seifenkistenrennen |
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Blick zurück, der Tag geht langsam zu Ende |
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Kurven schneiden, jeder Meter zählt |
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Kurz unterhalb des Glaubenberg Pass erreichen wir die Passstraße und folgen dieser |
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Jetzt heißt es richtig Gas geben |
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An der Zwischenzeitmessung vorbei beginnen die letzten 20 Km |
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Links abbiegen zum Boxenstopp |
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Noch mal auftanken, es gibt lange Zeit nichts mehr |
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Langis verlasse ich um 18:10Uhr, 50 Minuten vor dem Zeitlimit. Ich merke schon, es wird sicher noch einmal eng. Was folgt ist der neue Abschnitt entlang des Schlierengrats und erst nach 9 Kilometern gibt es wieder Verpflegung, also trotz aller Eile, richtig versorgen ist wichtig. Da opfere ich lieber 2-3Minuten um meinen Rucksack wieder zu betanken, bevor ich weiter eile. | |
Gleich wieder bergauf und der Halbmarathonstrecke folgen. Leider ist die Folgende bergabpassage so steinig, das ich nur noch Zick-Zack laufen kann, um die beste Stelle zu finden, denn der Fuß mag nach 60 Kilometern keine spitzen Steine mehr. | |
Das Bergrestaurant wollte ich nicht besuchen, aber dieser Bauernhof hat gerade den Abendtisch gedeckt, da kann man schwach werden. Aber immer der Herde folgen, also weiter. |
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Direkt nach dem Bauernhof geht es mitten durch die Wiese und die Markierung des Weges ist in der tief stehenden Sonne nur mit Aufmerksamkeit am Waldrand auszumachen. Aber man kann auch den Spuren der anderen Teilnehmer folgen, sicher ist das aber nicht. | |
Wieder eine neue Facette des Mountainman: Folge der Erosion |
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War hier eine Wildschweinherde vor mir unterwegs??? |
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Der Sumpf kostet Zeit und Kraft |
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Dann endlich um 18:46Uhr erreiche ich den Schlierengrat, jetzt geht es flach weiter. |
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Falsch gedacht mein Freund 5,5km die nie ganz flach sind und vor allem niemals eben |
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Der Schlierengrat ist sicher einer der anspruchsvollen Abschnitte des Rennens. Jenseits der 60km Distanz, der Trailrunner ist schon ermüdet, muss aber hellwach sein. Es geht auf und ab, Wurzeln, die teilweise unterhöhlt sind, Baustümpfe, Latschenkiefern, die teilweise im freien sind. Ein Grat, der mal schlammig ist, dann wieder kniehoch dicht bewachsen, mit Felsen bespickt, die teilweise 1m Höhenunterschied beinhalten, dann mitten im Weg Kühe, die auf ihrem Wegerecht bestehen und dann auch wieder traumhafte Aussicht. Da muss man sich konzentrieren und darf auch nicht vergessen zu trinken, so kann das Folgen haben. | |
Ab durch die Hecke! |
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Gratwanderung |
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Blick Richtung Deutschland?? |
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Harte Konkurrenz, ein echtes Powergirl |
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19:20Uhr, noch 15 Kilometer und noch knapp 10 Kilometer bis zum Cut Off um 21:00Uhr, das sollte eigentlich reichen, so denke ich hier noch, aber es kam anders. | |
Abendliches Panorama |
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Felswanderung |
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Das Ende ist nah |
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Und als ich noch so denke, dass der Schlierengrat sicher gleich zu Ende ist und noch genug Zeit bis Lütholdsmatt verbleibt, ändern sich alle meine Pläne. Eine Läuferin vor mir schwankt auf einmal und sack zu Boden, Kreislaufprobleme. Gott sein dank ist sie auf den weichen Boden gesunken und nicht irgendwie abgestürzt. Das Rennen ist jetzt egal. Ich halte an und spreche sie an. Englisch geht einigermaßen und sie ist ansprechbar. Rucksack aus und Schocklage. Sie hat wohl zu lange nichts mehr getrunken und ich Frage, ob sie etwas zuckerhaltiges hat. Ein von mir angebotenes Gel lehnt sie ab, aber sie hat eine Trinkflasche mit entsprechendem Inhalt. Minuten verstreichen und ich denke nach, wie bekomme ich sie aus diesem Gelände heraus. Langsam geht es ihr aber wieder besser. Jetzt kommen auch andere Teilnehmer und fragen nach, was passiert sei. Ich erläutere die Situation. Da die Situation aber wieder unter Kontrolle ist sage ich den anderen, ihr könnt weiter, ich bleibe bei ihr. Wenige Minuten weiter kommt sie wieder auf die Beine und ist in der Lage ihren Weg fortzusetzen. Ich bin zwar noch skeptisch, kann allerdings auf diesen schmalen Pfaden nur hinter ihr bleiben und sie im Auge behalten. Wie es scheint hat sie sich aber wieder gefangen und wir gelangen gemeinsam zum Ende des Grates. | |
Nach dem Ausgang des Schlierengrates ist die Zeit schon weit fortgeschritten. Der Tag neigt sich bereits dem Ende zu und die Cut Off Zeit ist fraglich. Ein weiterer Trailrunner bleibt bei der Läuferin und da sie an der Wasserstelle auch nicht halten will spreche ich kurz mit beiden. Es ist OK wenn ich sie alleine lasse und versuche noch bis zum Ziel zu gelangen. | |
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Fotos aus dem laufen geschossen, da die Zeit knapp wird 50 Minuten für 7 Kilometer |
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Eine sumpfige Wiese, die brauche ich gerade jetzt noch |
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Mit Stockeinsatz und mit Hilfe von Brettern bleiben die Schuhe einigermaßen trocken |
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Der Pilatus in der Abendsonne und leider nur der Verpflegungspunkt, nicht die Kontrollstelle |
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Die letzten 10 Kilometer, also noch 5km bis zu Kontrolle und noch 33 Minuten Zeit |
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Das Abendrot muss aber dennoch ein Foto wert sein, die Zeit muss sein. |
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Vom Verpflegungspunkt habe ich nicht viel. Schnell ein Becher Cola und dann mit Volldampf der Berg hinunter. Mir wird sogar wieder richtig warm. Fotos schieße ich aus dem Lauf, keine Zeit zum anhalten. 6 Kuhstopper, die den Weg queren zwingen mich jedes Mal zu gehen. Es bleibt eine sportliche Aufgabe rechtzeitig anzukommen, aber ich habe eine Reporterpflicht. Ich kann schließlich nicht nur 3/4 des Laufes bewerten. | |
Noch 2 Kilometer und 13 Minuten Zeit |
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Aber ich schaffe es so gerade noch. Just in time. 20:53Uhr erreiche ich den Kontrollposten. Alle sind schon beim Abbau, aber dennoch freundlich. Ich schnappe mit noch mal Bouillon, Cola, Refill des Rucksacks mit Competition. Dann Sonnenbrille und Kappe in der Rucksack und Stirnlampe heraus. Noch zwei Stunden bis auf den Pilatus. Ich frage nach, was auf mich zukommt. 5,5km mit 950 Höhenmetern und wenn ich bis 23:15Uhr nicht oben bin eine Nacht im Kulmhotel, oder zu Fuß absteigen. Ich wäge die Chancen ab und halte es für mich als machbar. In 2 Stunden muss ich doch bis oben kommen. Neben mir sind noch eine Frau und ein Mann, die die gleiche Entscheidung treffen. 20:58Uhr gehe ich los. Zum Beweis ein unscharfes Foto. | |
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Wenn ich es schaffen will, dann gilt immer Schritt um
Schritt, wie eine Maschine. Laufen, trinken, laufen. Der Weg hat Anfangs
noch ein paar Flachstellen, so dass ich sogar laufen kann. Den ersten
Kilometer schaffe ich in knapp 13 Minuten, das macht Mut. Ich riskiere es
anzuhalten. Stirnlampe aus und ein letzes Foto vom abendlichen Sarnen
und Alpnach-Dorf. Bis oben wird es wohl nichts mehr mit Fotos werden. Denn erstens ist es stockdunkel und zweitens fehlt mir die Zeit. Ein Brite kommt vorbei gestapft und ich bin mir sicher, nun bin ich der letze Mann des Feldes. Und das heißt ich muss in der Zeit bleiben, also weiter. |
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Da ich meinen Rucksack mit 3 Litern voll gemacht habe lasse ich den Verpflegungspunkt Fräkmünt links liegen. Im Fackelschein sieht er so einladend aus, wenn ich nur mehr Zeit hätte. | |
Knapp 2 Kilometer unter dem Kulm biegt der Weg an einer
Scheune nach links ab. Über ein Gatter geht es ab durch die Wiese.
Zwischen friedlich wiederkäuenden Kühen hindurch geradewegs in
Richtung Kulm, so scheint es. Übermächtig trohnt er über uns, neben
meiner Stirnlampe die einzige Lichtquelle. So hoch noch, dass muss doch
weiter sein als 2 Kilometer, so denke ich. Zu meiner Freude wird der Weg
jetzt richtig schlecht. Faustgroße Geröllbrocken wechseln mit
Kieselsteinen und ich kann an Hand der Stirnlampen über mir sehen, dass
noch mindestens noch 7-8 Serpentinen folgen. Keine Zeit zur Rast, denn
jeder Schritt nach oben ist wieder ein halber zurück bei dem Untergrund.
Dann ca. 1,5km unter dem Kulm sitzt auf einmal jemand am Wegesrand.
Muskelkrämpfe haben einen Teilnehmer hier stranden lassen. Hilfe
lehnt er jedoch ab. Ich mache ihm klar, dass er den Kilometer auch noch
schaffen wird, denn sonst droht ihm eine Nacht im Berg. Ich informiere
aber andere, dass noch folgt. Ein paar Bergretter sitzen kurz unter dem Kulm und
notieren sich meine Startnummer und fragen nach meinem befinden. Ich
sage, dass bei mir als ok ist, aber ein Teilnehmer noch folgt, der sich
mit Krämpfen plagt und einen Kilometer weiter unten saß. Außerdem
ist noch eine Frau hinter mir. Auf die Frage, wie weit noch folgt eine Schweizer Antwort: Noch 20 Minuten. Also rechne ich mal mit 40 Minuten und liege damit ganz gut |
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Nur noch wenige Meter bis zum Kulm |
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Freundlicher Empfang, ohne den ich mich hier noch verlaufen hätte, denn wo ich in die Station abbiegen muss, das war nicht beschildert und das Licht blendet zusätzlich nach so langer Dunkelheit. Aber ein kurzer Plausch und ich finde den Weg doch noch. | |
Das Moderationsteam ist noch da |
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Das Finishergeschenk erwartet mich |
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Ich bin jetzt ein Mountainman |
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Auch Katarzyna hat es geschafft. |
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Ein Blick auf Luzern muss sein |
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Duschen entfällt, zu spät. Ich habe mein Gepäck also umsonst hier hoch bringen lassen. Zum Glück fährt die Bahn aber um 23:15Uhr und nicht wie auf dem Schild beschrieben. |
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Illumination an der Zahnradbahn |
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Fertigmachen zur Talfahrt |
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Einsteigen bitte |
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Mach's gut Pilatus |
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Nach der Talfahrt vom Pilatus, eine letzen schnellen
alkoholfreien Bier im Eventzelt endet der Tag mit einem Fußmarsch zur
Unterkunft. Um 0:50Uhr kann ich endlich Duschen, lang und warm. Zufrieden lege ich mich ins Bett um nach einer kurzen Nach die Heimfahrt anzutreten, voll mit Impressionen und Erlebnissen, es hat sich gelohnt hier zu starten. |
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Fazit: |
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Der Mountainman ist eine echte Herausforderung. Gut
organisiert präsentierte er sich mir mit einer Strecke, die
phantastisch Abwechslungsreich, selektiv, fordernd, aber nie unfair ist. Die Wegmarkierungen sind gut sichtbar, auch bei Nacht. Alle Helfer waren stets freundlich mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Verpflegung war immer ausreichend und zusätzliche Posten waren bei langen Abschnitten unterwegs zu Sicherung verteilt. Leider habe ich den Pilatus nur bei Nacht geschafft, aber das lag eher an meinem Tempo, als an der Startzeit. Die Unterkunft in der Truppenunterkunft war sauber und preiswert, also zu empfehlen. Kleinere Dinge gibt es immer zu bemängeln, so fand ich den Papierchip zur Zeitmessung etwas kurios, aber ist halt so bei race result. Sicher ist eine Messung mit einem anderen Chip deutlich teurer und behindert hat mich der Chip nicht. Auch hätte ich lieber eine Medaille als Finishergeschenk gehabt, aber sicher nur, weil ich diese sammele und an meine Pinnwand hänge. Ich finde der Mountainman ist würdig in 2013 die Schweizer Trailrunning-Meisterschaft auszurichten |
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