Berlin Marathon

29. Berlin Marathon 2002 mit Deutscher Meisterschaft

Berlin ist eine Reise wert, oder ich hab noch einen Koffer in Berlin; so sagt der Volksmund.
Nun Koffer habe ich keinen in Berlin gefunden, aber eine Reise wert ist Berlin schon.
Zum 29ten male wurde der Berlin Marathon ausgetragen, diesmal auch wieder mit deutscher Meisterschaft im Marathon integriert. Aber trotz fast 40.000 Teilnehmern war die gigantische Organisation gut geplant. Startunterlagen gab es an der Messe in Berlin. Hier war zwar dichtes Gedränge angesagt, aber etwas Zeit zum shoppen und Luft zum atmen blieb dennoch.
Die kostenlosen Pastaportionen waren ausreichend und die Verteilung sowohl innen, als auch draußen war gut organisiert. Bei strahlendem Sonnenschein lies es sich draußen ganz gut aushalten und es gab sogar vegetarische Pasta im Angebot
Vorberetung Startbereit
letzte Vorbereitungen am Morgen des Rennens
Am Starttag ging es dann nach ca. 5 Minuten Fußmarsch ab in die total überfüllte S- oder U-Bahn, die einen direkt ans Startgelände brachte. Dort aus dem Untergrund, wieder ans Tageslicht hervorkommend wurde der Läufer von Giganterie erschlagen. Fast 80 LKW mit Anhänger standen dort bereit um die Kleidung aufzunehmen. Überall wimmelte es von Läufern und Fans.
Leider gab es keine Toiletten in Nähe der LKW's, sondern erst kurz vor den Startblöcken und da war alles überlaufen. Ein altes Problem, bei allen Citymarathons und bei 35.000 Startern wohl auch kaum zu lösen.
Erfreulich, der Zugang zum jeweils zugewiesenen Startblock war auch 15 Minuten vor dem Startschuss noch ohne Hetze möglich und die Position trotzdem noch weit genug vorne. Erst kurz vor dem Start wurden die Sperren der Blöcke entfernt und ein großes aufrücken begann, aber alles ohne Stress. Hier zahlt sich die Breite der alten Prachtstraßen voll aus.

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Start
Startfoto des 29. Berlin Marathon mit 3 unserer Läufer in gelbem Nike Trikot
Start
Der Startschuss fiel und los ging die Jagd. Die ersten 10km habe ich noch nie so viel Platz gehabt, wie in Berlin. Gigantisch 8 Autospuren nur für die Läufer, trotz ernsthafter Bemühungen langsam zu laufen wurde ich viel zu schnell, Wahnsinnsatmosphäre. Und auch Petrus spielte mit, der Himmel war bedeckt und es war 16 Grad warm.
Voraus war die "Goldliesel" schon zu erkennen und der Läuferstrom suchte sich einen Weg durch den Kreisverkehr. Wie bei der Tour de France bildeten sich zwei Ströme, von denen jeder meinte er habe die kürzere Strecke zu laufen.
Nach ca. 3km liefen wir durch das leider noch verhüllte Brandenburger Tor, trotzdem ein tolles Gefühl, Unter den Linden und am Palast der Republik vorbei, jeder Schritt auf geschichtsträchtigem Boden. Vorbei am Alex und dem neuen Zentrum des Kapitalismus, dem Potsdamer Platz, hier wird gebaut, als wenn es kein morgen gäbe, hatten die Augen immer etwas zu sehen.
Spitze Im Strom
Kurz hinter dem Potsdamer Platz waren dann auch unsere Fans zum ersten Mal an der Strecke, und der Jubel war groß, als wir uns sahen. Das zweite Treffen erfolgte dann bei km 25. Bis ins Ziel waren genügend Verpflegungsstände und eine eindrucksvolle Kulisse meine Begleiter. Und obwohl Berlin eigentlich eine schnelle und flache Strecke ist geht es ab km 30 doch stetig etwas bergauf, bis zum wilden Eber, wo mich zwar nicht der Hammermann erwartete, aber eine hammermäßige Stimmung. Durch eine Steilkurve stürze ich mich, vorbei an der Cheerleaders, auf die letzten ca. 5km Richtung Ziel, die nicht nur für mich immer länger werden.
Der "Kuhdamm" wird länger und länger und eine Werbebanderole über der Strecke gaukelt mir vor das Ziel zu sehen, doch Irrtum, leider noch 200m mehr, das frustriert, aber beim nächsten Mal bin ich schlauer.
Titelbild Als Belohnung bin ich dann im echten Ziel
auf dem Titelbild der bekannten Zeitschrift Condition abgebildet, was will man mehr.

Darauf war noch nicht mal der Sieger zu sehen.
Warum, also Rennen gewinnen,
ich habe mein Titelbild und kann mich getrost zur Ruhe setzten.

Jetzt werde mich die Sponsoren nur so mit Geldern überhäufen




.....aufwachen, das wahre Leben geht weiter.
Im Ziel gibt es natürlich längere Wege, als sonst üblich zurückzulegen, klar bei der Masse an Startern. 40 Minuten warte ich auf die Massage, zum Glück kommt jetzt die Sonne heraus und es ist angenehme 20 Grad warm. Der LKW mit meiner Kleidung steht leider noch 500m weiter, ganz am Ende der Kolonne, aber die Sachen sind dafür sofort in meinen Händen. Die Duschzelte sind wieder 100m des Weges zurück, zwar mit etwas wenig Wasserdruck, aber dafür warm und die übliche Peepshow im Freien geht bei dem Wetter auch.
Riesenschlangen stehen am Soforturkundendruck, aber mit 2 Bechern Freibier versorgt lässt sich das Warten ertragen.
Schade, dass die nebenan angebotene Pasta 3 Euro kostet, denn wer hat nach dem Lauf in seiner Kleidung schon immer das Geld direkt griffbereit.
Also esse ich nur meinen Riegel, den ich in der Tasche habe und mache mich auf den Heimweg, mit einem tollen Erlebnis im Gepäck. Das vertreibt das Lactat aus den Beinen und ich kann das gute Wetter und die gute Berliner Luft genießen. Unser Hotel erreiche ich dann auch zielstrebig nach ca. 20 Minuten.
Für mich steht fest: Berlin wir sehen uns bestimmt wieder, vielleicht schon 2003 zum 30. Berlin Marathon.

(Anmerkung) Daraus wurde leider nichts, denn es folgen zwei Jahre Ärztemarathon, bis ich endlich einen Sportmediziner finde, der mich innerhalb von 10 Monaten so weit wiederherstellt, dass ich mein gewohntes Training schmerzfrei durchführen kann.

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